Der Hauptmann aber, der dabeistand, Jesus gegenüber, und sah, dass er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!              (Markus 15, 39)

Trübe und dunkel wirkt der Pfälzerwald im Winter. Entlang der Bahnstrecke zwischen Neustadt und Kaiserslautern. Die nämlich führt durch manche Tunnel und Täler.

Heller wird es, wenn sich Richtung Osten das Tal zur Rhein-Ebene hin öffnet, oder es in Richtung Westen nach dem Heiligenbergtunnel hinter dem Waldstück in den Talkessel hineingeht, in dem Kaiserslautern liegt. Der Unterschied von dunkler zu heller ist in beide Richtungen kaum wahrnehmbar, denn schon nach wenigen Augenblicken haben sich unsere Augen wieder an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt.

Mit gemäßigten Lichtverhältnissen kommen unsere Augen am besten zurecht. Im tiefsten Dunkel sind wir orientierungslos. Und im grellen Lichtwerden wir geblendet, so dass wir unweigerlich die Augen schließen.

In diesen Tagen beginnt die Fastenzeit. Zeit der Vorbereitung auf Karfreitag und Ostern geraten in den Blick. Auch auf der Titelseite. Extreme kommen zusammen: Tiefschwarz ist die Fläche des Kreuzes unten im Bild. Strahlend weiß dagegen der blendende Lichtkegel.

Meine Augen gewöhnen sich nur schwer an die Extreme. Nur langsam finde ich einen Zugang zum Bild.

Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! Ist das Wort dieses römischen Hauptmanns die Zugangs-Tür? So, dass dem Kreuz seine Kontur zurückgegeben wird? So, dass der Lichtkegel meiner Netzhaut erträglich wird?

Im Leiden und Sterben, in Verurteilung und Hinrichtung einen Sinn zu erkennen, das gelingt nicht sofort: Einerseits erscheint das Kreuz wie ein Skandal - dunkel und sinnlos. Hätte Jesus nicht wenigstens versuchen können, seinem Tod zu entgehen?

Andererseits fasst dieser Hauptmann in Worte, was es mit der für uns so unbegreiflichen Wirklichkeit Jesu auf sich hat: Gottes strahlende Herrlichkeit kommt im Dunkel scheinbarer Schwäche zur Geltung. Gottes Stärke verbirgt sich dort, wo Jesus sich den Händen des Hinrichtungskommandos ganz ausliefert. Nicht nur das Dunkel, sondern auch das Licht mit den eigenen Sinnen zu erfassen, oder es zumindest zu erahnen – darum geht es! Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

Jesus leidet und stirbt. Er tut es uns Menschen zugute. So wird das großartige Werk der Erlösung vollbracht. Und es wird hell!

Im Dunkel des eigenen Sterbens geht uns die Sonne der Auferstehung auf! Das verheißt Gott allen, die an ihn glauben. Diese Sonne wird uns nicht blenden. Sie leuchtet uns den Weg hinüber – vom Glauben zum Schauen!

Eine gesegnete Fasten- und Passionszeit wünscht

Ihr / Euer Pastor